„s`isch äben e Mönsch uf Ärde“, so beginnt eines der ältesten Volkslieder der Schweiz. Es beschreibt die tragische Liebe zwischen dem „Vreneli ab em Guggisbärg“ und „Hans-Joggeli änet em Bärg“. Dieses beliebte Volkslied, das auch international gesungen wird, ist Namensgeber der Vreneli- und der Joggeli-Tracht.
Einleitung
Im Blogbeitrag „Dirndl, jetzt dirndlts“ vom 05.07.2017 habe ich von meiner Begeisterung für die Vreneli-Tracht berichtet.
Wir machten nun Ferien in meiner Heimat, etwas abseits der in meiner Jugend bevorzugten Orte. So lernte ich diese neu entdecken und schätzen. Unsere Unterkunft hatten wir in Rüeggisberg im Cottage-Holiday, einem wunderbaren, im Shabby-Chic-Stil gestalteten B&B mit entsprechendem Laden.
Den Besuch des Vreneli-Museums hatte ich im Voraus geplant, denn dazu ist eine Anmeldung erforderlich.
Der Museumsbesuch lohnt sich, und wenn man schon in Guggisberg ist, ist es fast Pflicht, noch auf das Guggershörndli zu steigen. (Dauer ca. 30 Min.).
Frau Therese Aebischer führte uns in die Geschichte von Guggisberg, des Liedes „s`isch äben e Mönsch uf Ärde“ ein und stellte uns die Entwicklung der Guggisberger Trachten vor.
Sie vermittelte uns spannend und lebendig die historischen Begebenheiten und die Entwicklung der Region Guggisberg.
Die Vreneli-Tracht
Wie alle Trachten entstand auch die Vreneli-Tracht im 18. Jh. und wurde als Standeszugehörigkeit gerne getragen.
Im Zuge der Industrialisierung und dem Angebot, nun vorgefertigte Kleider zu bekommen, geriet das Trachtenwesen in Vergessenheit. Erst wieder am Anfang des 20.Jh., unter dem aufkeimenden Patriotismus gewann die Tracht an Bedeutung. Sie wurde aber nur noch zu bestimmten Anlässen getragen. 1926 wurde die schweizerische Trachtenvereinigung gegründet und in der Folge die Trachten erneuert.
Die alte Tracht
Die Vreneli-Tracht ist eine spezielle, eigenständige Tracht.
Auffallend ist, wie kurz die Tracht im Vergleich zu den andern Schweizer Trachten ist. Ein kurzer Rock war im steilen Gelände wesentlich praktischer beim arbeiten, ebenso sparte man dabei eine Menge Stoff ein.
Das zweite eigenständige Element besteht in der grossen Schürze mit Latz, die mit grossen Knöpfen am Mieder befestigt und hinten mit Haken geschlossen wird.
Der hochgeschnittene Rock wird vorne mit drei Haften geschlossen und durch die Schürze verdeckt. So konnte beim Arbeiten kaum etwas verrutschen.
Das Mieder wird unter dem Rock angezogen und hat einen Stecker, der bestickt und auswechselbar ist.
Auf dem Kopf wurde von Ledigen ein schwarzes „Hüetli“ getragen das als „Chalberdräckli“ benannt wurde und heute wohl einem Pill-Box-Hütchen entspricht.
Der praktische Aspekt war wohl dominierend aber die Wirkung etwas freizügiger als bei den andern Trachten. Die Guggisberger wurden ihrer einfachen Tracht wegen oft gehänselt und auffallend, beim bernischen Trachtenverein fand ich auch heute noch kein Bild der Guggisberger Trachten.
Trotzdem, oder gerade deshalb, waren die „gschaffigen Meitschi“ als Mägde, Bedienstete und als Ehefrauen beliebt.
Die aktuelle Tracht
Bei der aktuell getragenen Tracht ist die Rocklänge etwas nach unten gerutscht, aber noch immer ein bisschen kürzer.
In der Gegend werden noch heute Mädchen in der Vreneli-Tracht und Knaben in der Joggeli-Tracht als Glücksbringer an Hochzeiten eingesetzt.
Auf alten Bildern und Postkarten wurde die Vreneli- und die Joggeli-Tracht (Männertracht), oft vor dem Guggershörnli abgebildet und noch heute sind sie Botschafter für die Gantrischregion.
Naturpark Gantrisch
Wenn ich schon von Guggisberg, dem Guggershörnli berichte, möchte ich die ganze Region, als Geheimtipp vorstellen, weit ab der grossen Touristenströme. Das Gebiet befindet sich im Dreieck zwischen den Städten Bern, Thun und Fribourg. Die Flüsse Sense und Schwarzwasser, das Gantrischgebiet, der Schwarzsee sind wunderbare Ausflugsziele um Wanderungen zu machen, sich sportlich zu betätigen, kulinarisch verwöhnen zu lassen und etwas ursprüngliche Schweizerlandschaft zu sehen. Quer durch, lässt sich die Gegend auch auf dem Jakobsweg durchwandern.
Informationen und Quellen:
Herzlichen Dank an alle, die mich bei der Recherche unterstützt haben, insbesondere Frau Aebischer für die tolle Führung, die wertvollen Informationen und, dass ich im Museum fotografieren durfte.
Ich freue mich auf Ihre Kommentare, Anregungen und danke für Ihr Interesse.
Vreneli-Museum Guggisberg, www.vreneli-museum.ch
Anfragen für den Besuch des Vreneli-Museum
theres.aebischer(ät)bluewin.ch
Naturpark Gantrisch www.gantrisch.ch
Jakobsweg (Amsoldingen-Romont) www.jakobsweg.ch/de/eu/ch/weg/amsoldingen-romont/
Unsere Unterkunft in Rüeggisberg
Cottag-Holiday www.cottage-holiday.ch
7. August 2017 um 19:01
Herzlichen Dank, Herr Hostettler, für die lobenden Worte und den schönen Beitrag über Guggisberg, das Vreneli und die Trachten. Wir freuen uns immer, so interessierten Menschen die Geschichte von Vreneli und Guggisberg zu erzählen! Alles Gute Ihnen!