Bald schon ist wieder Oktoberfestzeit, nicht nur in Bayern und Österreich, auch in der Schweiz.
Zu meinem 60. Geburtstag, vor zwei Jahren, lud ich zu einem Fest in Dirndl und Lederhosen ein. Alle hielten sich an meinen Wunsch und es war ein tolles Fest. Für meine Frau nähte ich ein Dirndl, das ich auch selber entworfen und gezeichnet hatte.

Ich zeige Euch ein paar Entwürfe, von traditionell zu frech und auch zu einem Märchenthema.
Den Begriff Dirndl interpretiere ich schon sehr weit, aber die Basis liegt immer irgendwo in einem Bezug zu Traditionen.

Dirndlzeichnung Hugo Hostettler  Auf zum Dirndlrun

Tradition

Das Dirndl entstand aus den Alltagskleidern und Trachten der Landbevölkerung. Königs- und Kaiserfamilien, ihr Gefolge und adlige Touristen, die im 19. Jh. zur Sommerfrische in deutsche und österreichische Kurorte reisten, entdeckten im Dirndl ein leichtes, sommertaugliches Kleid, das wesentlich angenehmer war, als die steifen Gewänder die bei Hofe getragen wurden. Damit wollten sie sich volksverbunden zeigen.
Auch die Schweiz kennt ein grosses Repertoire an Trachten. Leider konnten sich diese nicht zu einer eigenständigen, traditionell geprägten Mode entwickeln. Der Tourismus in der Schweiz entwickelte sich mehr unter dem Einfluss der Engländer und diese beeinflussten mit ihren Kleidern den Bergtourismus.

Das Dirndl wird erst seit einigen Jahren in der Schweiz, noch mehrheitlich als „Gaudikleid“ für ein Bierfest angeschaut und an solchen getragen. An traditionellen Anlässen wird es neben der Tracht nicht gern gesehen, da es viele für nicht passend betrachten.
Doch gibt es langsam immer mehr Frauen, die es gerne tragen und Menschen die das Dirndl gerne sehen.

Meine Inspirationen

Um bei der Tradition zu bleiben. Ich stamme aus einem Teil der Schweiz, der noch nicht vom 3 Tage Europatrip Tourismus erobert ist. In dieser Gegend ist eine Tracht beheimatet, die nicht in das Bild der reichen und üppigen Trachten des Bernbiets passt, sondern eine ganz einfache, schlichte Tracht ist. Der Rock ist für eine Tracht sehr kurz, bedeckt knapp das Knie.

  Dirndlzeichnung Hugo HostettlerZeichnung einer Vreneli-Tracht

Aus Armut heraus war sie sehr sparsam an Materialgebrauch, aber mit viel Liebe zum Detail und mit schönen Bändchen geschmückt. Die Guggisberger Vreneli-Tracht ist trotzdem eine stolze Tracht. Mit einer solchen Tracht hatten die jungen Guggisberger Mädchen im 19 Jh. auf dem „Meidschi Märit“ in Bern, wo begüterte Leute sich Dienstmägde für ein Jahr anheuerten, gute Chancen und wohl ein paar ledige Bauern nutzten die Gelegenheit, ein so „gschaffiges Meitschi“ als Ehefrau zu wählen. Jedenfalls konnte sich mein Grossvater nicht beklagen, hatte er doch so ein Guggisbergermeitschi geheiratet, kein Vreneli zwar, aber eine Rosina. Meine Grossmutter hatte ich leider nie in der Tracht zu sehen bekommen, aber meine Mutter, in der viel luxuriöseren Berner Sonntagstracht.

Berner Sonntagstracht Meine Mutter in der Berner Sonntagstracht

Weitere Einflüsse habe ich aus meinen vielen Ferien- und Weekendaufenthalten im Schwarzwald und der Bodenseeregion, insbesondere Lindau (Bayern) und dem Allgäu, aber auch der Region um Bregenz, mitgenommen. So sind in den letzten Jahren viele Mode- und Dirndlzeichnungen entstanden.

Dirndlzeichnung Hugo Hostettler Dirndl lang

Dirndlzeichnung Hugo Hostettler Dirndl midi

Dirndlzeichnung Hugo Hostettler Dirndl kurz

Dirndlzeichnung Hugo Hostettler usw.

Dirndlzeichnung Hugo Hostettler Das Märchen kennt man?

Nun verspüre ich Lust, wieder ein Dirndl zu nähen. Ich werde hier auf dem Blog berichten.
Ich freue mich auf Eure Kommentare zu meinen Dirndlzeichnungen.

Besten Dank für das Interesse
Hugo näht!

Worterklärungen

Guggisberg: Ort im Kanton Bern, oberhalb Schwarzenburg, zwischen Bern und Freiburg
Vreneli: Kosename von Verena
Meitschi: junges Mädchen (Dirndl)
Märit: Markt
gschaffiges: fleissiges